Anmerkungen zu Aktualität und Grenzen der Theorie Alfred Lorenzers

Simon Heyny

Jahrbuch für Psychoanalytische Pädagogik • Band 30 (2024), 49–58

https://doi.org/10.30820/0938-183X-2024-30-49 CC BY-NC-ND 4.0 https://jahrbuch-psychoanalytische-paedagogik.de

Zusammenfassung: Im vorliegenden Beitrag werden vor dem Hintergrund einer persönlichen Leseerfahrung punktuell Aktualität, Grenzen und Ergänzungsmöglichkeiten von Alfred Lorenzers Theorie herausgearbeitet. Aktualität berge Lorenzers Ansatz hinsichtlich der Diskussionen rund um die Pluralität psychoanalytischer Konzepte, der wissenschaftstheoretischen Fundierung der Psychoanalyse sowie hinsichtlich der Analyse des Verhältnisses von Psychischem und Sozialem. Gleichwohl seien auch unterschiedliche Grenzen und Ergänzungsmöglichkeiten zu beachten.

Schlüsselwörter: Psychoanalytische Sozialpsychologie, Sozialisation, Kritische Theorie

In den vergangenen Jahren sind eine Reihe von Beiträgen zum Werk Alfred Lorenzers erschienen.1 Die Tradierung von Lorenzers Werk hat damit einen vorläufigen Höhepunkt erreicht. Wie jede Tradierung steht sie im Spannungsfeld von Wiederholung, Rebellion und kreativer Weiterführung. Meine Erfahrungen mit Alfred Lorenzer beschränken sich auf die Lektüre seiner Schriften. Vor diesem Hintergrund sowie anknüpfend an den einführenden Text von Frank Dammasch werde ich im vorliegenden Beitrag den Blick auf die Aktualität sowie Ergänzungsmöglichkeiten der Theorie Lorenzers wenden.

1 Die Theorie der Interaktionsformen – eine Leseerfahrung

Lorenzer hat mit seinen Schriften ein Reflexionsniveau geschaffen, dass stets neu zu erringen ist (vgl. Reinke, 2022, S. 8). Und tatsächlich macht es Lorenzer einem nicht ganz leicht, sind seine Schriften doch äußerst anspruchsvoll, voller dialektischer Denkfiguren, theoriehistorischer Verweise und Voraussetzungen, die sich erst mit der Zeit, wiederholter Lektüre und mithilfe von Sekundärliteratur aufhellen mögen. Sehr nachvollziehbar erscheint vor diesem Hintergrund die von Frank Dammasch geschilderte Erfahrung als junger Student von den Seminaren und Texten von Lorenzer und Horn herausgefordert bis überfordert gewesen zu sein (vgl. Dammasch im vorliegenden Band).

Auf mich haben die abstrakten Texte Alfred Lorenzers in ihrer Komplexität, Hellsichtigkeit und dem weitreichenden Erklärungsanspruch anfangs geradezu einen Sog entwickelt. Zudem haben sie mir – erstmals als Philosophiestudent während eines Praktikums am sozialpsychologischen Bereich des Sigmund-Freud-Instituts – den Eindruck vermittelt, dass es hier um Substanzielles geht, dass sich mit Lorenzer auch heute noch hinter die Kulissen der psychosozialen Wirklichkeit schauen und ein Reim auf meine und die gesellschaftliche Wirklichkeit machen lässt. Tatsächlich würde ich auch nach mehrjähriger, ausführlicher Beschäftigung mit der Theorie Lorenzers dieser nach wie vor Pioniercharakter zuschreiben. Dass jedoch auch ein Pionier wie Lorenzer Risse in der Biografie haben kann, ist jüngst bekannt geworden. Aus leider kaum mehr überprüfbaren Gründen, hat Lorenzer zeitlebens nicht öffentlich gemacht, dass er als Jugendlicher Mitglied der NSDAP war (vgl. Görlich & Lüdde, 2018; Heim, 2022). Und auch ein avancierter Theoretiker wie Lorenzer hat Spannungen und Leerstellen in der Theorie. Die Lorenzer-Rezeption kann – neben der zeitlichen/generationalen Distanz – heute auch aus dieser desillusionierenden Einsicht schöpfen. Im Weiteren möchte ich an einigen inhaltlichen Punkten Aktualität und Grenzen der Theorie Lorenzers verdeutlichen.2

2 Psychisches Leiden und Gesellschaft: Gegenstand und Methode von Psychoanalyse und psychoanalytischer Sozialpsychologie

Charakteristisch für Lorenzers Denken ist sicherlich seine integrative Kraft. Anknüpfend an die interdisziplinär ausgerichtete Tradition der Kritischen Theorie (vgl. Horkheimer, 1988) werden Disziplinengrenzen überschritten. Reflexionsschleifen stellen sich automatisch ein. Bekanntlich liegt Lorenzers Ansatz auf einer abstrakten, eben metatheoretischen Theorieebene. Gegenstand dieser Metatheorie sind, wie sich in dem Text von Frank Dammasch erhellend nachlesen lässt, »Interaktionsformen und Szenisches Verstehen« (Dammasch im vorliegenden Band). Allgemeiner formuliert, sind die Grundbausteine, die systematisiert werden, Gegenstand und Methode der Psychoanalyse sowie damit verknüpft, Gegenstand und Methode psychoanalytischer Sozialpsychologie (z.B. Lorenzer, 1970a, 1970b, 1972, 1973, 1974, 1977, 2016, 2002). Bezogen auf den Gegenstand der Psychoanalyse – »gestörte Beziehungsfiguren« (Lorenzer, 1974, S. 286), wie es an einer Stelle heißt – finden sich bei Lorenzer klassische triebtheoretische Annahmen in symbol- und interaktionstheoretisch bzw. relationaler Aktualisierung.3 Lorenzers Ansatz ist an dieser Stelle von anhaltender Aktualität, weil eine Opposition zwischen Relationalität und Triebtheorie vermieden wird. Relationale Gesichtspunkte werden in kritischer Weiterführung Freuds eingeführt. Der Trieb ist nicht einfach ein ahistorisches Körperbedürfnis, sondern ein »Körperbedürfnis ›in-Beziehung-zu‹« (Lorenzer, 1972, S. 17). Dadurch, dass der Trieb von Anfang an in intime Beziehungsdynamiken eingebunden ist, bilden sich Interaktionsformen als intrapsychischer Niederschlag von Einigungsprozessen heraus (vgl. ebd., S. 23ff.). Die systematische Frage, die sich hier erstmals stellt, und die – wenn überhaupt – letztlich erst vor dem Hintergrund sozialpsychologischer Gesichtspunkte beantwortet werden kann, ist, inwiefern die Herausbildung von Interaktionsformen Subjektivität resp. Freiheitsspielräume ermöglicht. In der entwicklungspsychologischen Perspektive Lorenzers wird diese Frage hinsichtlich der Herausbildung unterschiedlicher Formen von Symbolisierung beantwortet. So stellen – aufbauend auf die frühen sinnlich-unmittelbaren Interaktionsformen – sinnlich-symbolische und sprachsymbolische Symbolisierungsprozesse das Ziel unterschiedlicher und grundsätzlich konfliktreicher Dynamiken von Sozialisation dar (vgl. Busch, 2007, S. 46; Lorenzer, 1974, S. 229). Denn in den klinisch bedeutsamen gestörten Beziehungsfiguren ist partiell Symbolisierung unterbrochen.

Auf diese Theorie der Interaktionsformen heute zurückzugreifen, heißt – sonstige sozialisationstheoretische und entwicklungspsychologische Ansätze außen vorgelassen – sie im Kontext der extensiven Pluralität psychoanalytischer Theoriebildung zu verorten (z.B. Heim, 2022; Münch, 2020; Streeck et al., 2022; Zepf, 2022). Neben dem weitreichenden Grundgedanken, Triebtheorie und relationale Theorie zusammenzudenken, kommen dem Lorenzer’schen Ansatz hier gewisse Vorteile zu, weil die Ausgangsbasis einer triebtheoretisch aktualisierten Interaktionsformentheorie bereits vielzählige Integrationen beinhaltet und weitere Ergänzungen zulässt. So ist z.B. der Ansatz Winnicotts in Lorenzers Begriff der sinnlich-symbolischen Interaktionsformen reflektiert (vgl. Lorenzer & Orban, 1979). Frank Dammasch (im vorliegenden Band, S. 27f.) weißt hier wie zuvor etwa Christine Morgenroth (2010, S. 50) auch auf Parallelen mit dem Ansatz Daniel Sterns hin. Und auch Integrationsmöglichkeiten mit dem kleinianischen Ansatz sind implizit angelegt (vgl. Niedecken, 2004). Weitere Ergänzungen sind insbesondere hinsichtlich eines psychoanalytischen Vaterbegriffs geboten (z.B. Dammasch, 2008; Franz, 2011; Grieser, 1998; Heim, 1999; Heim & Modena, 2008). Vor dem Hintergrund eines im Zuge der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zugenommenen Fokus auf prä-ödipale Konstellationen und einer von endemischer Vaterlosigkeit geprägten Nachkriegsgesellschaft, konzentriert sich Lorenzer auf die Mutter-Kind-Dyade und Sprache als normatives Element im Sozialisationsprozess, während väterliche Funktionen – ganz im Unterschied zu Lorenzers akademischem Lehrer Mitscherlich (1967) – nicht näher thematisiert werden. Diese Leerstelle in der Theorie wird beispielsweise auch vor dem Hintergrund des von Frank Dammasch gewählten Beispiels für das Szenische Verstehen deutlich. Ohne hier auf das Beispiel näher einzugehen (Dammasch im vorliegenden Band, S. 38ff.), sind es doch die Vater-Tochter- bzw. Tochter-Vater-Dynamiken, die im Zentrum der Szene stehen, wofür es innerhalb der Theorie der Interaktionsformen keine Konzeptualisierung gibt, wenngleich der Zugang des Szenischen Verstehens grundsätzlich auch solche Dynamiken offenlegt.

Was Lorenzers Denken weiterhin kennzeichnet, sind die weitreichenden methodisch-methodologischen Reflexionen: Weil wir es auf der Gegenstandsebene mit Beziehungskonflikten zu tun haben, ist sich analytisch, therapeutisch auch nur über die Beziehung diesem Gegenstand anzunähern. Der Gegenstand der Psychoanalyse kann nur über die reinszenierte Szene innerhalb der klinischen Situation und damit über die emotional-affektive Beteiligung des therapierenden Subjekts verstanden und eben auch therapiert werden. Es ist ein Einlassen auf die Szene erforderlich (z.B. Lorenzer, 1974, S. 153ff.). Therapeut*innen finden durch das Anlegen eigener Entwürfe, eigener Interaktionsformen heraus, was an den erzählten und in den in der Übertragung reinszenierten Szenen abgewehrt und daher lebensgeschichtlich wiederholt wird.4 Die psychoanalytische Hermeneutik – unabhängig davon, ob sie im klinischen, sozialwissenschaftlichen oder pädagogischen Kontext eingesetzt wird – setzt somit die Involvierung des Subjekts voraus. Psychoanalytische Erkenntnis folgt – wie ebenso Autoren wie der frühe Jürgen Habermas (1968) und Paul Ricoeur (1974) herausgestellt haben – damit anderen Maßgaben als positivistische Verfahren. Auch hier ist Lorenzers Ansatz von besonderer Aktualität, weil die Psychoanalyse aufgrund von positivistisch verkürzter Psychotherapieforschung und nicht zuletzt an Universitäten in Bedrängnis geraten ist; mit Lorenzer kann nach wie vor die Wissenschaftlichkeit der Psychoanalyse plausibel gemacht werden (z.B. Leuzinger-Bohleber, 2022).

Worin die Lorenzer’sche Perspektive weiterhin einführt, ist die Analyse des Verhältnisses von Psychischem und Sozialem (z.B. King, 2010, 2022a, 2022b; Haubl & Schülein, 2016). Der erste Schritt dazu ist zuvor angedeutet worden. Psychische Verarbeitungsformen sind von Anfang an in Interaktionsdynamiken eingebunden, ohne darin – ebenso wie die darin vermittelten körperlichen Bedürfnisse – vollständig aufzugehen. Und diese Interaktionsdynamiken sind erstmal intrafamilialer bzw. generationaler Natur (vgl. King, 2017, 2022b). Gleichzeitig ist Interaktion »im Rahmen von Sprachspielen zu sehen« (Lorenzer, 1972, S. 141). Mit Wittgenstein wird so der Anschluss an soziologische Theorien resp. soziale Bedingungen und Dynamiken gedacht. In systematischer Hinsicht wird hier die notorisch umstrittene sozialwissenschaftliche Grundfrage nach dem Verhältnis von Individuum und Gesellschaft, von Handlung und Struktur virulent. Derzeit weit verbreitete praxistheoretische Ansätze vorwegnehmend und differenzierend wird so die Regelhaftigkeit, Interpretationsbedürftigkeit und sprachlich eingebettete und damit zu einem gewissen Grad kollektive implizite Normativität sozialen Handelns auch im Hinblick auf intrapsychische Dynamiken konzeptualisiert. Gleichzeitig macht Lorenzer wie zuletzt Rosa (2021, S. 159) deutlich, dass der Begriff der Gesellschaft nicht hinreichend durch den Sprachspiel- oder Lebensformbegriff bestimmt werden kann, weil die materiellen Strukturbedingungen und -dynamiken einer eigenständigen Analyse bedürfen. Bei Frank Dammasch heißt es hierzu, dass Lorenzer »vielleicht zum radikalsten Vertreter einer kritischen Psychoanalyse« (Dammasch im vorliegenden Band, S. 45) wurde und dass es das große Verdienst Lorenzers sei, »die Subjekt formierende Dialektik von gesellschaftlichen und natürlichen Verhältnissen auf den Begriff gebracht zu haben« (ebd.). Tatsächlich hat Lorenzer im Anschluss an die Dialektik der Aufklärung diesen Zusammenhang mit Schwerpunkt auf bestimmte Aspekte grob konzeptualisiert. Wie genau aber die Vermittlungsprozesse, wie typische Interferenzen und Differenzen von Psychischem und Sozialem, konzeptualisiert werden können, ist eine sich stets aufs Neue theoretisch wie empirisch stellende Herausforderung. So finden sich bei Lorenzer gerade auch zur Vermeidung eines sonst weit verbreiteten sozialpsychologischen Defizits bzw. von Psychologismen einerseits und Soziologismen andererseits instruktive Anknüpfungspunkte.

Spätere Arbeiten Lorenzers (z.B. 2016) machen dies besonders deutlich. In Früheren besteht hingegen die Gefahr sozialpsychologischer Kurzschlüsse – trans- bzw. intergenerationale Dynamiken ebenso wie soziokulturelle Dynamiken werden in ihrer Wirkmächtigkeit unterschätzt. Der sich als revolutionär verstehende Geist der 1960er und 1970er Jahre mag dazu beigetragen haben. So oder so kann Lorenzer vor diesem Hintergrund beispielsweise auch in der weit verstreuten Diskussion rund um das »Unbehagen in der Kultur«, um »soziales Leiden« in einer beschleunigten und optimierenden Spätmoderne (z.B. King et al., 2021) fruchtbar gemacht werden.5 Tatsächlich halte ich den Topos der Vermeidung vermeidbaren Leidens für das Kernthema von Lorenzers Arbeiten.6 In methodologischer Hinsicht macht Lorenzer dabei u.A. deutlich, dass die Analyse der psychosozialen Realität einer psychosozialen Doppelperspektive bedarf (vgl. insb. Lorenzer, 1977). Die Subjekt- und Objektseite von Gesellschaft bedürfen einerseits konsequent eigenständiger Analysen ebenso wie es einer integrativen Betrachtung der prinzipiell variablen und daher empirisch zu analysierenden Vermittlungen von Psychischem und Sozialem in Individuen und einzelnen psychosozialen Feldern bedarf. Diese auf empirische Forschung ausgerichtete Perspektive ist die Konsequenz aus den theoretischen Bemühungen. Die (Meta-)Theorie hat hier ihre Grenzen. Lorenzer verleiht diesem Umstand durch seine Schrift zu Methodologie und Methode der Tiefenhermeneutik (Lorenzer, 1986) Ausdruck. Das Desiderat bleibt die fortwährend im Wandel befindliche und derzeit von multiplen Krisen durchzogene psychosoziale Wirklichkeit.

3 Abschließende Bemerkungen

Lorenzers Schriften – so abstrakt und ergänzungsbedürftig sie an einigen Stellen sind – führen tiefgehend in psychoanalytisch-sozialpsychologisches Denken ein. Weiterhin hat er mit seinen methodologischen Schriften zur klinischen und tiefenhermeneutischen Analyse die Grundlage für die Einübung in empirische Forschungspraktiken geschaffen, die sich heute noch von seinen Schüler*innen erster Stunde lernen lassen. Dies gilt auch für die durch Leber bewerkstelligte Übertragung auf den Bereich der Psychoanalytischen Pädagogik (vgl. Gerspach, 2021). Dass an Lorenzers Werk auch in Zukunft noch angeknüpft, dass es kritisiert und weiterentwickelt wird, wird vermutlich so lange geschehen, wie vermeidbares psychisches Leiden Wirklichkeit ist.

Anmerkungen

[1]
Neben dem vorliegenden Sammelband sind jüngst u.a. Dörr et al. (2022), Reinke (2022), Katzenbach et al. (2018), König et al. (2020), Wollenhaupt (2018), Zettler (2020) erschienen.
[2]
Einige der folgenden Überlegungen gehen auf meine noch unveröffentlichte Dissertation zurück.
[3]
Zur Diskussion rund um klassische und relationale Analyse s. insb. Altmeyer und Thomä (2006).
[4]
Eine gewisse Asymmetrie zwischen Patient*in und Analytiker*in bzw. ein »Vorsprung« (Lorenzer, 1974, S. 154), der sukzessive abgebaut wird, bleibt m.E. nach dennoch bestehen, auch wenn sich Deutungen erst in ihrer produktiven Übernahme durch Analysand*innen bestätigen (vgl. Küchenhoff & Warsitz, 2015).
[5]
Im Hinblick auf pädagogische Arbeitsfelder s. Haubl et al. (2014), Dammasch & Teising (2013), Seifert-Karb (2015).
[6]
Diese These lässt sich noch weiter dahingehend zuspitzen, dass die Vermeidung vermeidbaren Leidens das Erkenntnisinteresse kritischer Wissenschaft (vgl. Horkheimer, 1988) ausmacht. In diesem Sinne geht Sayer bezogen auf die Sozialwissenschaften von einem unausgesprochenen common sense aus und fragt: »[A]fter all, what would ›domination‹, ›oppression‹, ›abuse‹, ›racism‹, ›sexism‹ – all familiar terms in social scientific discourse – mean, if they had nothing to do with suffering?« (Sayer, 2009, S. 775).

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Remarks on the Topicality and Limits of the Theory of Alfred Lorenzer

Summary: This article delineates the topicality and limits of as well as potential additions to the theory of Alfred Lorenzer through the lens of a personal reading experience. Lorenzer’s approach remains topical in relation to discussions of the plurality of psychoanalytic concepts, the epistemological foundation of psychoanalysis and the analysis of the relation of the psyche and the social. Different limits and potential additions are taken into account as well.

Keywords: psychoanalytic social psychology, socialization, critical theory

Biografische Notiz

Simon Heyny, M.A., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am sozialpsychologischen Bereich des Sigmund-Freud-Instituts in Frankfurt am Main. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen im Bereich psychoanalytische Sozialpsychologie, Kritische Theorie, psychoanalytisch-sozialwissenschaftliche Hermeneutik, Sozialpsychologie von Migration. Sein Promotionsprojekt untersucht Grundlagen psychoanalytischer Sozialpsychologie.

Kontakt

M.A. Simon Heyny
Sigmund-Freud-Institut
Myliusstraße 20
60323 Frankfurt am Main
E-Mail: heyny@sigmund-freud-institut.de